In der ländlichen Gegend in Niedersachsen, wo ich aufgewachsen bin, war es üblich, am Vereinsleben
teilzunehmen. Die Auswahl in Behrensen war nicht allzu groß. Es gab dort die Jugendfeuerwehr im Ort und den Fußballverein im Nachbardorf. Ich entschied mich früh für den Fußball beim TSV Bisperode. Nachdem ich dort alle Jugendstationen durchlief, reichte es im Herrenbereich immerhin für die Zweite Herren in der Kreisklasse.
Es war für mich selbstverständlich und eine Frage der Integration
im größten Dorf Deutschlands ebenfalls einem Fußballverein beizutreten und aktiv mein Können unter Beweis zu stellen. Das ich ausgerechnet beim FC Schwabing 1956 e.V.
lande, war eher Zufall und entsprach zwei banalen Kriterien.
- Die Nähe zu meiner Wohnung, also schlug ich die Stadtkarte auf und machte um meine Adresse mit einem Zirkel einen Radius von 1 km.
- Welche Vereinsnamen gab es in diesem Radius und in welcher Klasse spielten sie.
Da ich das Lied der Spider Murphy Gang noch im Ohr hatte, wo es in Schwabing
a Kneipn gab, fiel meine Wahl auf den FC Schwabing, denn dort konnte man auch kicken.
Der FC Schwabing wurde 1956 gegründet und war ursprünglich beim ehemaligen Oberwiesenfeld angesiedelt. Mit Beginn der Bauplanung für die Olympischen Sommerspiele
1972 wurde der Verein an seinen jetzigen Standort in der Guerickestr. umgesiedelt. Auf der dortigen Bezirkssportanlage waren noch drei weitere Vereine aktiv. Der FC Alte Heide München, DSC München, Croatia München und eben die Schwabinger. Die Vereine des FC Schwabing und Alte Heide/ DSC München gründeten eine Trägergemeinschaft und sind seit ca. 2012 eigenverantwortlich für die Sportanlage bestehend aus zwei Rasenplätzen und zwei Kunstrasenplätzen in der Nähe des Nordfriedhofs.
Die 1. Herren etabliert sich seit einigen Jahren erfolgreich in der Bezirksliga und die B-Senioren
spielen in der Kreisliga. Es gibt noch weitere Teams und einen sehr guten Schwabinger Nachwuchs. Wer Interesse am FC Schwabing hat, kann sich auf der vereinseigenen Homepage gerne umschauen.
Sowohl mit dem Rad als auch mit der U-Bahn ist der Sportplatz
gut zu erreichen. Ungewohnt war für mich, dass der Getränke - und Grillbetrieb nicht in der Hand des Vereins lag und es dort eine Vereinsgaststätte mit Pächter gab. Der aktuelle Pächter Ivan im Guerickegarten besticht durch eine hohe Gastfreundlichkeit und eine sehr gute kroatische und bayerische Küche.
Im April 2002 stellte ich mich beim Trainer der 2. Herren
vor. Werner, ein Münchner durch und durch, musterte mich von oben bis unten und sagte dann kurz und knapp; „Ja mei kimmst halt a moi vorbei, aber Sesong is eh aus.“
Ich hatte mich über die herzlichen Worte sehr gefreut und auch das ich zum letzten Spiel, dem Aufstiegsspiel
in die A-Klasse und der anschließenden Aufstiegssause eingeladen wurde. Der Goaßn-Stiefel wird mir dabei für immer in Erinnerung bleiben. Im Laufe der Zeit wurde mir bewusst, dass Werner wohl eher gedacht hat „mei scho wieda so a vollrunder Preißnzipfel.“
In der folgenden Saison gelang es mir, mich schnell zu integrieren. Meine Geradlinigkeit und die Gabe nicht alles auf die Goldwaage zu legen, was über mich als Preußen geäußert wurde, halfen mir in Werners Mannschaft in den weiteren Jahren, vom Preußenzipfel zum Kugelblitz
aufzusteigen.
Im Nachhinein hatte ich etwas Glück, zum richtigen Zeitpunkt dort die richtigen Menschen kennenzulernen. Die Gemeinschaft war so gut, dass ein großer Teil der 2. Herren direkt nach Erreichen der Altersgrenze in die A-Senioren
(Ü32) aufrückte und die Vereinsgemeinschaft dort weiterentwickelte.
Inzwischen sind 20 Jahre vergangen und ich kicke mit meinen alten Spezln in der B Senioren
(Ü40) Mannschaft. Der Kopf ist willig und das Fleisch wird schwach aber für eine kleine Trainingseinheit unter der Woche und unseren Spielen in der Kreisliga langt es allemal. Im Vordergrund steht mittlerweile die 3. Halbzeit im Augustiner Guerickegarten. Der kleine Biergarten dort auf der Sportanlage bietet bei einem kühlen Augustiner immer die Möglichkeit, mit den anderen Gästen und Vereinsmitgliedern in das Gespräch zu kommen.
Ich lade jeden ein, der diesen Blog über meinen FC Schwabing liest und in München wohnhaft ist, auf unserer Homepage oder direkt auf der Sportanlage vorbeizuschauen. Es ist einfach ein schönes Lebensgefühl, nach der Arbeit sein Workout
auf dem Fußballplatz zu beginnen und den Arbeitsstress hinter sich zu lassen.
Diesen Blog widme ich Werner Hitzler.
Er hat mich vor 20 Jahren auf seine Münchner Art in den Verein aufgenommen und mir das Gefühl gegeben, ein Teil der Gemeinschaft zu sein. Ein Mann mit Ecken und Kanten, nicht immer einfach aber immer geradeaus, wenn es um sein Team und die Gemeinschaft ging. Leider hat er sich aus dem operativen Seniorenfußball
zurückgezogen aber sein Teamgeist und die Leidenschaft für das Vereinsleben und den Fußball haben mich geprägt und ich werde mich immer gerne daran erinnern.
Ich habe ihn damals gefragt, wann ich denn als Münchner dazu gehöre. Seine Antwort: “Dazu gehörst du immer, aber Münchner, da kannst in 20 Jahren
nochmal fragen.“
Lieber Werner!
Es ist so weit, das Legendenspiel im Juli 2022 wäre ein guter Anlass zur feierlichen Ernennung zum Münchner.