Einige werden sich fragen, warum ich ausgerechnet über die polnische Kultur in München einen Blog schreibe.
Es hat eine große Rolle gespielt, dass ich seit fast 20 Jahren mit einer Polin, meiner Frau Malgorzata zusammenlebe. In dieser Zeit habe ich ihr Heimatland, ihre Familie und damit die polnische Kultur lieben und leben gelernt.
Es hat sich mir immer die Frage gestellt, wie viel Polen steckt in München. In diesem Artikel erfahren nicht nur Zugereiste aus den deutschen Bundesländern Wissenswertes über ihre Landesnachbarn, sondern polnische Neumünchner finden hier Anlaufstellen für Behörden, Kultur und Freizeit.
Ich nehme dich mit auf die Suche nach der polnischen Kultur in München. Wir starten unsere Entdeckungsreise und finden polnische Bräuche und Sitten in der bayerischen Landeshauptstadt. Zuallererst aber reisen wir zwei Jahrhunderte zurück und schauen, was die ersten Polen nach München verschlug.
Im frühen 19. Jahrhundert, in der Zeit von 1828 bis zum Beginn des 1. Weltkrieges fanden mehr als dreihundert polnische Künstler, allen voran Maler, ihren Weg nach München. In ihrer Heimat sahen sie, nach der Unterdrückung der Aufstände zwischen 1830 und 1863, keine Zukunft. Die jungen Maler kamen an der bekannten Münchner Kunstakademie, im Kunstverein oder an privaten Kunstschulen unter. In der Kunstliteratur sprach man ab den 1870er Jahren von einer Polenkolonie in München. Einige Künstler blieben für immer in München und pflegten ihr polnisches Nationalbewusstsein und wurden angesehene Mitglieder der „Münchner Schule“.
In der Kunsthalle München in den 5 Höfen, an der Theatiner Str. werden die polnischen Maler entsprechend gewürdigt.
Vom 25. März bis zum 07. August 2022
findet dort die Ausstellung;
– STILLE REBELLEN – Polnischer Symbolismus um 1900
– statt.
Die polnischen Landsleute sind vortrefflich organisiert und strukturiert. Ihre Gemeinde in München vergrößert sich stetig und es gibt für dich, als polnisch stämmigen Neumünchner viele Anlaufstellen um sich in der Bayerischen Landeshauptstadt zurechtzufinden.
Das Generalkonsulat ist in der Röntgenstraße im Stadtteil Bogenhausen, nicht weit von der Universitätssternwarte entfernt, ansässig. Hier findest du Informationen rund um das Land Polen, seine Abkommen, Vereinbarungen, seine Rolle in der Europäischen Gemeinschaft und an wen du dich bei zum Beispiel bürokratischen Problemen wendest.
Die Deutsch Polnische Gesellschaft e. V. ist in der Brienner Straße angesiedelt und versteht sich als Ansprechpartner zur Pflege, Informationsstelle und Kontaktstelle der deutsch-polnischen Freundschaft. Die kurz genannt DGPM fördert die gesellschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und sportlichen Beziehungen der Länder Deutschland und Polen. Du findest hier nützliche Tipps, um dich in München einzuleben.
Ein informativer Standort in München ist für dich, das Polnische Kulturzentrum in der Prinzregentenstraße. Es ist im ehemaligen Gebäude der Bayerischen Staatskanzlei beheimatet und in diesem Sinne kein typisches Kulturinstitut, wie man es aus anderen Städten kennt. Vielmehr ist es eine ausgegliederte Kulturabteilung mit eigener Galerie des Generalkonsulats. Aus den Ressorts Kunst, Literatur, Musik und Bildung finden dort jährlich kulturelle Veranstaltungen statt. Auf der Homepage des Polnischen Kulturzentrums entdeckst du die aktuellen Veranstaltungstermine.
Ein Tipp von mir; vom 04.- 15.05.2022 findet in München das DOK.fest statt. Auf dem internationalen Filmfest werden neben vielen anderem Filmen, drei prämierte polnische Filme vorgestellt. Die Aufführungstermine findest du auf der Homepage von DOK.fest München.
Eine Gemeinsamkeit zwischen Polen und Bayern ist ihre Religion. Der katholische Glauben ist in der polnischen Gemeinde tief verwurzelt. Es besteht, für dich die Möglichkeit in verschiedenen Kirchen Münchens, den Gottesdienst zu besuchen. Die bekannteste Kirche mit polnisch sprachigen Gottesdiensten, ist die St. Josephs-Kirche in Schwabing am Josephsplatz. Hier findest du den größten Teil der polnischen Glaubensgemeinschaft. Die eigene Homepage der polnischen katholischen Gemeinde informiert dich in polnischer und deutscher Sprache umfassend über verschiedenste Hilfs-Angebote und wann die jeweiligen Gottesdienste in den Kirchen stattfinden.
Nachdem für dein geistiges Wohlbefinden gesorgt ist, widmen wir uns jetzt den kulinarischen Bedürfnissen.
In den größeren Supermarktketten wie zum Beispiel Edeka und Rewe, ist es mittlerweile üblich und Standard, original polnische Lebensmittel, meist in Konserven oder Süßigkeiten, anzubieten. Es gibt, aber einige kleinere Märkte, welche frische Waren wie, Fleisch, Käse oder Brot aus polnischer Herstellung oder nach deren Rezept anbieten. Diese Märkte findest du leicht über das Internet. Mein Favorit ist der PRIMA-Markt in dem Stadtteil Berg am Laim. Dort findest du alles, was das polnische Herz begehrt.
In München entdeckst du nicht viele, aber dafür kleine feine Restaurants mit polnischen Spezialitäten wie zum Beispiel die leckeren Piroggi oder dem deftigen Bigos. Ob bei Joanna`s Schmankerl in Trudering, das Polka am Pariser Platz in Haidhausen oder das Pierogarnia Edyty in Laim, kannst du die polnischen Leckereien genießen.
Wo feiern deine polnischen Landsleute in München und verbringen einen geselligen Abend?
Diese Antwort ist – Überall. Meine polnische Verwandtschaft und Freundeskreis haben mich gelehrt, dass die Polen*innen sich nicht auf einen speziellen Ort festlegen. Es wird da gefeiert, wo sie sich wohlfühlen und wo es gesellig ist. Der Stadtteil Schwabing mit seinen vielen Bars und Kneipen ist genauso geeignet, wie ein Club in der Innenstadt um polnische Landsleute zu treffen. Mein Favorit ist das Irish-Pub Shamrock in der Trautenwolfstraße, denn dort habe ich meine Frau kennengelernt.
Mein kleiner Streifzug durch die polnische Kultur in München endet hier und du wirst sicherlich noch einige Dinge in der Landeshauptstadt entdecken, die der polnischen Lebensweise entsprungen sind.