Meine erste Berührung mit dem Stadtteil Schwabing
in München war zweifelsohne durch den legendären Song der Spider Murphy Gang. In Schwabing gibt’s a Kneipn, die muas ganz was bsondres sein, da lassens solche Leit wie di und mi net nei, in Schickeria! Auch ich hab Gabis Nummer schon, wurde fern von München deutschlandweit auf jeder Party gebrüllt.
Was ist dran an dem Mythos Schwabing, der zur Blütezeit der Schickeria
zum Mittelpunkt der Szene in München wurde, und was ist davongeblieben?
In den 70er und 80er Jahren etablierte eine kleine Gruppe von Münchnern exzentrische bisweilen bizarre Partys in der Münchner City. Angeführt vom legendären Playboy James Graser und seinen feierwütigen Freunden inszenierte sich das Münchner Partyvolk Woche für Woche neu und so kamen Lokale wie zum Beispiel das Roy oder Kays Bistro zu ihrem bekannten Ruf. Auf den Gästelisten tummelten sich als bald Stars und Sternchen. Diverse Hollywoodgrößen
sowie internationaler Jet Set gaben sich auf den Münchner Partys die Klinke in die Hand. Mooshammer, Sachs und Käfer, um nur einige zu nennen, wussten wie man feiert, gefällt und auffällt.
Das Wort Schickeria ist vermutlich ein Zusammenspiel aus dem französischen „chic“ und dem jiddischen Wort schickern „betrinken“. Die Schickeria war in ganz München angesiedelt, fand aber in Schwabing seinen Szene-Höhepunkt.
Wo ist das Flair von Schwabing
erhalten geblieben und in welchen Lokalen spürst du dieses Lebensgefühl. In einigen Bars ist diese Zeit stehen geblieben und nicht dem urbanen Lifestyle gewichen.
Meine Szene-Hotspots
für dich in Schwabing!
An vorderster Front empfehle ich dir die Rennbahn in der Feilitzschstr., gefolgt von der Schwabinger 7 und der Hopfendolde in der gleichen Straße sowie dem Barschwein in der Franzstraße. An der Ecke Occamstraße/ Feilitzschstr. gibt es das Cocktailhouse.
Rustikaler ist es in den Wirtshäusern Bachmeier Hofbräu und dem Wirtshaus Zur Brezn auf der Leopoldstraße. Ebenfalls direkt an der Leo finden sich das Don Luca und das Roxy. Internationaler und very old british wird es für dich in der Trautenwolfstr. im Irishpub-Shamrock.
Zu jedem dieser Lokale gibt es eine mehr oder weniger kleine Anekdote von mir.
Das Don Luca
ist eine Cocktailbar in der Leopoldstr. die neben internationalen Getränken und einheimischen Bierspezialitäten zudem Mexican Fingerfood anbietet. Nach meiner Ankunft in München vor 20 Jahren war dies das erste Lokal, wo ich ein Weißbier auf bayerischen Boden getrunken habe. Der Abend wurde mit ein paar Cocktails abgerundet, bevor wir in die nächsten Lokale weitergezogen sind.
Das Roxy, welches fast nebenan liegt, ist aufgrund der Corona-Pandemie leider dauerhaft geschlossen. Das Lokal hat früher durch seine laszive Atmosphäre und gemütlichen Sitzgelegenheiten das jüngere In-Volk, im Geiste die Kinder der Schickeria-Szene, angesprochen.
Rustikal, bayerisch und gemütlich sind die beiden Wirtshäuser Bachmeier Hofbräu
und das Wirtshaus Zur Brezn. Beide Lokale halten sich schon seit Jahrzehnten in Schwabing, wobei das Bachmeier durch seinen hohen Bekanntheitsgrad und seiner unterhaltsamen Livemusik in der Münchner Szene geliebt wird. Hier pulsiert das Leben die ganze Nacht. Der Wirt ist zudem ein bekanntes Unikat in Schwabing und sorgt dafür, das es in seinem Lokal nicht langweilig wird. Lecker und zu empfehlen ist die Currywurst mit Pommes und der Bachmeier Spezialsauce.
Das Wirtshaus Zur Brezn
habe ich mit meiner Familie im Anschluss an meine standesamtliche Hochzeit besucht. Das Lokal ist eher etwas ruhiger und gediegen und wird von Münchnern und Touristen gleichermaßen genutzt. Die Sitzgelegenheiten an der Leopoldstr. eignen sich hervorragend dazu, das vorbeieilende Fußvolk zu inspizieren. An der Bar und im oberen Teil des Wirtshauses gibt es bayerischen Smalltalk an langen Bierbänken. Die untere Etage ist stilvoll in kleine Abschnitte eingeteilt, welche urig bayerisch eingerichtet wurden. Hier kannst du in kleineren Gruppen deine Afterwork-Sause starten oder eben mit der Familie feiern.
Deftige Münchner Spezialitäten
mit der dazugehörigen Hopfenkaltschale gibt es in beiden Wirtshäusern in rauen Mengen zu jeder Tageszeit.
Zur Einstimmung für das Wochenende empfehle ich dir das Cocktailhouse
an der Ecke Occamstr./ Feilitzschstraße. Ob jung oder alt, zum Beginn der Partynacht ist hier für jeden Geschmack etwas dabei aber Obacht nach einem Long Island Icetea oder Zombie kann der Abend schneller vorbei sein, als man glaubt.
Eine der bekanntesten und ältesten Bars von München, die Rennbahn
in der Feilitzschstraße eignet sich sowohl für den Einstieg als den Ausstieg der Partynacht. Hier bekommst du leckere Einheizer und Absacker.
Am besten feiern lässt es sich für mich im Irishpub-Shamrock
in der Trautenwolfstr. Im Keller eines Wohnhauses. Das Publikum ist international genauso wie die Getränkeliste des Shamrock. Der Pub ist gemütlich im irischen Stil eingerichtet und mein Lieblingsgetränk ist das Snake Bite. Bei Livemusik auf der kleinen Bühne in der Mitte vom Pub wird auf engem Raum getanzt, gelacht und gerockt. Mit etwas Glück findet man hier sogar seine Traumfrau, siehe Blog vom Preußen zum Bayern. Im Shamrock lässt es sich gut bis früh in den Morgen feiern. Wenn Du dennoch in ein anderes Lokal weiterziehen möchtest, dann solltest du unbedingt einen Abstecher in die Hopfendolde
machen. Hier ist die Zeit stehen geblieben und man fühlt den Charme der 80er Jahre. Wenn du Karaoke liebst, bist du hier genau richtig und kannst zeigen, welch fabelhafter Sänger du bist.
Der ultimative Höhepunkt einer Partynacht ist für mich ein gepflegter Absacker in der Schwabinger 7, die Kultkneipe Münchens schlechthin. Klein, eng, dunkel und die Tische wie einst aus der Zeit der Schickeria. Mittlerweile ist die Bar umgezogen, da das alte Lokal einen Neubaukomplex weichen musste. Die Rache der Schwabinger 7 ließ aber nicht lange auf sich warten. Keiner wusste, dass unter der Schwabinger 7 eine Fliegerbombe
aus dem 2. Weltkrieg schlummerte und das Partyvolk Jahrzehnte lang darauf herum hopste. Mit dem Abriss offenbarte sich den Investoren des geplanten Neubaus der Alptraum. Die Entschärfung verlief nicht optimal und ging in die Geschichtsbücher von München ein. Bei der kontrollierten Detonation gingen trotz aller Vorsichtsmaßnahmen etliche Glasscheiben im Umkreis von hundert Metern zu Bruch und zu Lasten der Investoren.
Die Schwabinger 7 ist an ihrem heutigen Standort aber immer noch ein Publikumsmagnet, nicht mehr so dunkel und verrucht aber immer einen letzten Tequila wert.
Zu guter Letzt gibt es für mich ein Lokal, das ich immer zum Aufwärmen vor dem Shamrock benutzt habe und wo ich ein um das andere Mal versackt bin, ob der guten Gesellschaft und dem leckeren Bier. Das Barschwein
in der Franzstraße ist aufgrund seiner günstigen Spritpreise eher bei den jüngerem Partyklientel beliebt aber hier lässt es sich in gemütlicher Atmosphäre und bei Musik querbeet für Jung und Alt feiern.
Selbstverständlich gibt es noch mehr tolle und interessante Locations in Schwabing, aber die von mir im Blog genannten Lokale sind erprobt und für tauglich befunden worden. An einigen Ecken ist der Charme vom früheren Schwabing noch spürbar, aber er verblasst Zunehmens. Trotz alledem ist Schwabing immer oder gerade deswegen eine Partynacht wert.
In guter Erinnerung an meine Kolleginnen Britta und Nadine!