Du bist neu in München und es drängt dich in das populäre, auf der ganzen Welt bekannte Hofbräuhaus am Platzl. Aber warum ist es so überregional berühmt und legendär und zieht jährlich Millionen von Touristen*innen an? Liegt es an der multikulturellen Zusammenkunft verschiedener Nationen, die alle das eine gemeinsame Ziel haben, einen unbeschwerten Tag mit einer Maß Bier und Brotzeit und einer zünftigen Blaskapelle zu verbringen?
Um das alles zu verstehen, drehe ich die Zeit zurück und führe dich durch die Geschichte des Hofbräuhaus
am Platzl.
Das Staatliche Hofbräuhaus am Platzl ist ein Bierpalast in der Münchner Altstadt. Es war der Sitz der dazugehörigen Brauerei Hofbräu. Der bayerische Herzog Wilhelm V. gab am 27. September 1589 den Bau des Hofbräuhaus als Brauerei zur Versorgung des Wittelsbacher Hofs und dessen Bediensteten in Auftrag, worauf der Name zurückgeht. Der Zweck des Baus war es, mit der Produktion von Braunbier die Ausgaben des Hofes zu senken, da das Bier zuvor kostspielig aus der niedersächsischen Hansestadt Einbeck importiert wurde.
Das Brauen von Bockbier
war bis ins Jahr 1810 ausschließlich dem Hofbräuhaus vorbehalten, sodass das Brauhaus bald zu einer wichtigen Einnahmequelle wurde. Angeblich wurde so ein Großteil der bayerischen Staatsausgaben für den Dreißigjährigen Krieg beglichen. Zumindest zeitweise resultierten 30 bis 50 Prozent der Staatseinnahmen allein aus dem Weißbier.
Im Jahre 1828 verfügte König Ludwig I. die Gastung: Damit war es erlaubt, die Bevölkerung im Hofbräuhaus zu bewirten. 1844 setzte er den Bierpreis deutlich unter das damals übliche Niveau, um dem Militär und der arbeitenden Klasse einen gesunden und wohlfeilen Trunk zu bieten.
Mit dem zunehmenden Tourismus in München
erfreute sich das Hofbräuhaus steigender Beliebtheit. Der Prinzregent Luitpold 1896 beschloss, die Brauerei in die Innere Wiener Straße am Gasteig im Stadtteil Haidhausen zu verlegen und den Gastbereich des Hofbräuhaus zu vergrößern und im Stil der Neurenaissance umzubauen.
Am 22. Mai 1896 wurde das letzte Bier am Platzl gebraut, am 10. August 1896 nahm die neue Brauerei in Haidhausen ihren Betrieb auf und am 2. September 1896 begann man mit dem Abriss des alten Sudhauses und ab dem 9. Februar 1897 war die dort neu errichtete Schwemme
in Betrieb. Das benachbarte Verwaltungsgebäude wurde abgebrochen und durch einen großen Gaststättenbereich ersetzt. Am 22. September 1897 eröffnete feierlich das Hofbräuhaus am Platzl
in seiner neuen Form, die größtenteils der heutigen entspricht.
Ab dieser Zeit wurde das Hofbräuhaus für verschiedene Versammlungen genutzt. Unter anderem wurde dort am 13. April 1919 die Kommunistische Räterepublik ausgerufen und von einem gewissen Adolf Hitler am 24.02.1920 die NSDAP gegründet. Im Juli 1920 entstand im Hofbräuhaus, aber auch die Bayerische Bergwacht.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Hofbräuhaus 1945 bei dem Bombardement Münchens durch die Alliierten bis auf die Schwemme zerstört. Zur 800-Jahr-Feier Münchens 1958 wurde die Rekonstruktion mit der Wiedereröffnung des Festsaals abgeschlossen.
Die Schwemme
im Parterre, eine große Bierhalle, ist der bekannteste Teil des Hofbräuhauses und bietet an Holztischen Platz für rund 1000 Personen. Für Stammgäste gibt es dort Regale, in denen sie ihre Bierkrüge aufbewahren.
In den Obergeschossen findet sich ein Festsaal mit einem neun Meter hohen Gewölbe für etwa 1500 Menschen sowie weitere Räumlichkeiten für insgesamt nochmals über 1000 Personen (Wappensaal, Münchner Zimmer, Erkerzimmer, Bräustüberl, die ehemalige „Trinkstube“). Der Innenhof mit dem Löwenbrunnen dient im Sommer den Gästen als Biergarten.
Das 1935 entstandene Lied "In München steht ein Hofbräuhaus"
zählt heute weltweit zu den beliebtesten Stimmungsliedern und gehört zum Repertoire vieler Blaskapellen. Es wurde von Wilhelm „Wiga“ Gabriel aus Berlin komponiert.
Es ist schon paradox, dass ausgerechnet das bekannteste Bierlokal Münchens einen Bezug zur Braukultur
in Niedersachsen hat und das Hofbräulied
von einem Preußen komponiert wurde.
Das Hofbräuhaus ist einer der schönsten Gaststätten Münchens mit einem speziellen Charme und wer, wenn nicht ich, der gebürtige Berliner und aufgewachsener Niedersachse oblag es sein erstes Maß Bier im Hofbräuhaus zu trinken.
Nachdem du die Schwemme durch zwei Schwingtüren betreten hast, schlägt Dir sofort der Geruch von Bier und deftiger Schweinshaxe entgegen und du siehst den Aloisius
auf seiner Wolke über dir schweben. An der Wand vor dir prangt in großer Schrift „Durst ist schlimmer als Heimweh“!
Du suchst nicht lange einen Platz auf einer der abgewetzten Bierbänke. Es ist so üblich, dass du dich dazusetzt, wo etwas frei ist. Getreu dem Motto „Hock di hera samma mehra“.
Den ersten Schluck von der Maß hast du getrunken und es ertönt das Hofbräulied und der Sitznachbar hakt sich in deinem Arm unter und es wird geschunkelt, gelacht und getanzt. Die Zeit vergeht wie im Flug. Auf einmal ist diese Unbeschwertheit, in München Bierseligkeit genannt, da. Die Zeit ist kürzer, als der Abend lang wird. Da fällt dir der Schriftzug an der Wand wieder ein,“ Durst ist schlimmer als Heimweh“, recht hat er der Aloisius.
Falls du es ruhiger und gemütlicher haben möchtest, dann empfehle ich dir das Bräustüberl im ersten Stock oder den Biergarten mit einem riesigen schattenspendenden Kastanienbaum in der Mitte. Dort bekommst du deine Maß Bier und eine große Auswahl an bayerischen Spezialitäten angeboten. Im Biergarten hörst du die Blaskapelle aus der Schwemme über Lautsprecher. Im Bräustüberl erwarten dich kleine Nischen zum Verweilen oder lange Holztische im typischen Wirtshausstil dekoriert.
Jetzt fragst du mich, aber wer ist denn der Aloisius?
Der Münchner im Himmel ist eine Satire des bayerischen Schriftstellers Ludwig Thoma, die 1911 veröffentlicht wurde. In ihr behandelt Thoma mit einem Augenzwinkern das Klischee des typischen Münchner Grantlers. Die Geschichte ist lesenswert und im Internet in verschiedensten Formen zu finden.
Die Kurzversion für dich;
Die Geschichte handelt von Alois Hingerl, Dienstmann Nummer 172 am Münchner Hauptbahnhof. Dieser erledigt einen Auftrag mit solch einer Hast, dass er vom Schlag getroffen zu Boden fällt und stirbt. Zwei Engel schleppen ihn mühevoll in den Himmel, wo er von Petrus seinen jenseitigen Namen „Engel Aloisius“,
eine Harfe und eine Wolke zugeteilt bekommt. Gemäß der „himmlischen Hausordnung“ soll er künftig nach einem festen Terminplan frohlocken und Hosianna singen. Auf seine Frage, wann er denn endlich etwas zu trinken bekomme, antwortet Petrus dem Aloisius mit den Worten: „Sie werden Ihr Manna schon bekommen.“
Aloisius vermutet angesichts der Aussicht auf Manna statt des von ihm geliebten Bieres nichts Gutes. Zugleich kommt es zu Handgreiflichkeiten mit seiner verhassten Konkurrenz auf Erden einem himmlischen Rote-Radler-Engel. Frustriert beginnt er auf seiner Wolke zu frohlocken. Da ein vorbeifliegender „vergeistigter Engel“ seine Bitte nach „am Schmaizla“ (einer Prise Schnupftabak) mit einem verständnislosen, gelispelten „Hosianna!“
beantwortet, steigt sein Zorn, worauf Aloisius zu schimpfen und zu fluchen beginnt, was sich in seiner Art zu jubilieren niederschlägt. Durch sein Schimpfen, Fluchen und lautstarkes Frohlocken wird Gott auf ihn aufmerksam. Nach einer kurzen Begutachtung des Delinquenten und Beratung mit Petrus kommt er nach den Worten „Aha! Ein Münchner!“ Zu dem Schluss, dass Aloisius für den Himmel nicht zu gebrauchen sei. Darum erhält dieser eine andere Aufgabe: Er möge der bayerischen Regierung die göttlichen Ratschläge übermitteln; dadurch komme der Münchner jede Woche nach München und die liebe Seele habe ihre Ruhe.
Alois ist froh über diesen Auftrag, nimmt einen göttlichen Ratschlag mit und fliegt ab. Wie gewohnt spaziert er mit seiner Botschaft zuerst ins Hofbräuhaus, wo er sich ein Bier nach dem anderen bestellt, darüber seinen Auftrag vergisst und dort bis zum heutigen Tage sitzt. Derweil wartet die bayerische Regierung
noch immer auf die göttlichen Ratschläge bzw. die göttliche Eingebung.