Für Neumünchner wie dich ist die Biergartenwanderung im Englischen Garten
eine Gelegenheit, die grüne Lunge Münchens kennenzulernen und die Vielzahl verschiedener Münchner Biere und Brotzeitschmankerl in den dortigen Biergärten zu entdecken.
Du gibst den Startschuss deiner Tour am Odeonsplatz, welcher mit U-Bahn und Tram leicht zu erreichen ist. Aufgrund einer drohenden Promillezahl ist dir die Nutzung jedweder eigenen Verkehrsmittel nicht empfohlen. Du startest durch den Königlichen Hofgarten an der Bayerischen Staatskanzlei vorbei durch die Unterführung in den Englischen Garten. Dort passierst du zu deiner Rechten das Japanische Teehaus Kanshoan, welches 1972 anlässlich der Olympischen Spiele in München errichtet wurde, und überquerst die Brücke des Schwabinger Baches. Hier findest du ein reizvolles Fotomotiv von einem kleinen Wasserfall zur Erinnerung an deine Wanderung.
In etwas Entfernung über die immergrünen Wiesen hinweg entdeckst du den Monopteros, eines der Wahrzeichen des Englischen Garten. Der Monopteros entstand auf Geheiß von König Ludwig I. von Bayern zu Ehren von Kurfürst Karl Theodor und König Maximilian I. Erbaut wurde der Tempel in den Jahren 1832 bis 1837 nach den Entwürfen von Leo von Klenze. Sofern dich der Durst und Hunger nicht arg quält, empfiehlt es sich den kleinen Aufstieg zum Rundtempel in Kauf zu nehmen, da du von dort einen malerischen Blick über den Englischen Garten genießen kannst. Ich empfehle dir den Weg am Schwabinger Bach entlang Richtung Chinesischen Turm, der direkt am Monopteros vorbeiführt.
Es ist ein kurzes Stück bis zu deinem ersten wohlverdienten Kaltgetränk und einer frischen Breze im Biergarten am bekannten Chinesischen Turm. Der Chinesische Turm
wurde 1789 bis 1790 ähnlich einer Pagode gebaut. Er wurde aus Holz gefertigt und ist rund 25 Meter hoch. Vorgesehen war er als Aussichtsplattform zur Eröffnung des Englischen Gartens. Am Wochenende spielt dort im Turm eine Blaskapelle zünftig auf, und es braucht schon deine eiserne Disziplin, die Wanderung nach der Brotzeit fortzusetzen.
Dein nächstes Ziel auf der Wanderung ist das Seehaus
am Kleinhesseloher See. Der Kleinhesseloher See wurde im Jahr 1803 durch Reinhard von Werneck angelegt. Der See hatte ursprünglich eine Größe von rund 35.000 m². Er lag zwischen Schwabing, damals ein Dorf im Norden Münchens, der Kleinhesselohe und am Eingang zur nördlich davon gelegenen Hirschau. Der Parkwächter richtete einen provisorischen Bierausschank für die Arbeiter im Park ein. Es folgte eine Erweiterung des Angebots um Milch und kalte Speisen, und der Kleinhesseloher See wurde ein beliebter Treffpunkt für Spaziergänger im Park. Am Ufer des Sees ist es möglich, auf der Bierbank deine nächste Maß Bier oder ein anderes Kaltgetränk zu genießen und den kleinen Booten und dem geschäftigen Treiben der Vogelwelt zuzuschauen. Allein sitzen wirst du in diesem Fall nicht, da hier das Motto gilt, „Hock di hera, samma mehra!“.
Deine nächste Etappe ist die Hirschau. Der mittlere Ring teilt hier den Englischen Garten und du gelangst vom Seehaus aus über eine Brücke direkt in den nördlichen Teil des Englischen Gartens. Die Hirschau wurde von 1798 bis 1804 als nördliche Fortsetzung des Englischen Gartens bis zum Aumeister angelegt. Der Name Hirschau ist seit 1808 auf den Stadtkarten eingetragen und davor, zum Beispiel 1712, wurde sie Hirschanger genannt, da hier die königlichen Hirsche ästen. Dieser Biergarten wird jährlich prämiert zum familienfreundlichsten Biergarten und ist einer der schönsten in München. Meine Empfehlung an dich ist der Steckerlfisch, da er einer der besten in der Stadt ist und mit einer kühlen Maß Bier aus dem Holzfass seinesgleichen sucht. An auserwählten Tagen finden auf einer kleinen Bühne Musikkonzerte für die ganze Familie statt.
Nach der Stärkung begibst du dich weiter Richtung Norden immer am Oberstjägermeisterbach entlang. Es dauert nur wenige Minuten und du erreichst die Kreuzung, welche zum Minihofbräuhaus
führt. Dieser kleine, aber feine Biergarten ist bei Hundebesitzern beliebt, da sich die Vierbeiner im umzäunten Geläuf austoben dürfen. Falls du vom Gerstensaft eine Pause brauchst, bist du hier richtig. Der legendäre bayerische „Kaskucha“(Käsekuchen), wird nach Uromas Rezept täglich frisch gebacken. Mit einem kräftigen Haferl Kaffee kommst du wieder in Schwung und nimmst deinen Angriff auf das letzte Ziel, den Aumeister.
Der Weg zum nördlichen Ende des Englischen Garten führt dich am Stauwehr Oberföhring
vorbei. Von 1896 bis zum Bau des Stauwehrs wurde an dieser Stelle eine Drahtseilfähre betrieben. Das Wasserwerk ist eine Wehranlage an der Isar im Norden Münchens und gleichzeitig das Einlaufbauwerk des Mittlere-Isar-Kanals.
Von hier aus gehst du knapp 2,5 km zwischen dem Schwabinger Bach und dem Oberstjägermeisterbach entlang zum Aumeister Biergarten. Nachdem der Wald- und Aumeister nicht nur das Wild in diesem Teil der Isarauen zu hegen, sondern die Teilnehmer an den Hofjagden zu bewirten hatte, wurde der Aumeister schon vor der Aufgabe der Jagd in der Hirschau von Ausflüglern aufgesucht. 1845 wurde er beschrieben wie ein „angenehmer und von den höheren Ständen besuchter Platz“. Daraus entwickelte sich eine beliebte Gastwirtschaft mit angeschlossenem Biergarten, die bis heute von Ausflüglern lebhaft frequentiert wird.
Die halbe Stunde Fußmarsch hat deinen Durst und Appetit angeregt, sodass du die Erkundungstour am späten Nachmittag unter schattigen Kastanienbäumen mit dem dort bekannten vorzüglichen Hirschgulasch mit Semmelknödel und Blaukraut und einem frischen dunklen Maß Bier abschließen kannst.
Den Heimweg gestaltest du individuell. Sofern du Lust hast den Rückweg zum Odeonsplatz zu laufen, halte dich immer an den Schwabinger Bach zu deiner rechten Seite. Dieser kleine Flusslauf führt dich direkt zu unserem Ausgangspunkt zurück. Das Finale findest du dann an der berühmten Eisbachwelle, wo zu jeder Jahreszeit die Münchner Surfer zu bestaunen sind. Eine weitere Alternative ist der Taxistand am Aumeister oder ein kleiner Fußweg zur U-Bahnhaltestelle Studentenstadt, wo du mit der U3 ebenfalls den Startpunkt am Odeonsplatz erreichst.